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55 unwillkommene Reiseeinblicke (2)
Von Françoise Hauser
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Es führt kein Weg daran vorbei: Wir alle tragen eine unsichtbare Schrift auf der Stirn: Bescheiß mich! Verkauf mir alles! Verdopple, nein, verdreifache die Preise! Je weiter wir uns von zu Hause entfernen, desto sichtbarer wird sie. Außer für uns selbst.

Die Gründe dafür sind nicht nur die Armut im Reiseland oder die lokalen Einkommensunterschiede, sondern vor allem die Erfahrungen mit dem Tourismus. Wer dreimal erlebt hat, dass Reisende unter Psychodruck so ziemlich alles kaufen, was man ihnen unter die Nase hält, und wie sehr sie sich nach »echten« einheimischen Kontakten sehnen, der hat eine wichtige Lektion gelernt: Es gibt keinen Grund, eine normale und meist schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen.

In Sri Lanka haben es die selbst ernannten Guides (»Beach Boys«) der Badeorte zur Perfektion gebracht: In perfektem Deutsch/Englisch/Französisch oder sogar Finnisch – Hut ab vor der Leistung! – sprechen sie die Touristen in Bentota, Hikkaduwa oder sonst wo auf der Straße an. Woher kommst du? Gefällt dir Sri Lanka? Und vor allem: Wie wär’s mit einer kleinen Tour durch die Stadt?

Ahmed hat sich auf Deutsch spezialisiert. Er lernt seit drei Jahren fleißig und spricht, man glaubt es kaum, nahezu perfekt. »Von den Touristen abgeschaut«, erklärt er und erzählt von Freunden in Bottrop und Hamburg, die ihn immer wieder besuchen. »Sehr nett, die Deutschen«. Natürlich geht es ihm bei dieser Unterhaltung ausschließlich darum, die Sprachkenntnisse zu verbessern. Ein Schwein wäre man, diesen Gefallen zu verweigern, zumal man sich als reicher Westler sowieso mit einem permanenten schlechten Gewissen ob der allgegenwärtigen Armut herumschlägt.

Zufällig hat Ahmed heute gerade frei, und schon geht es in seiner Begleitung ab in den Alltag des fremden Landes. Ganz ehrlich, Ahmed macht seine Sache gut. Er kennt alle Ecken des Ortes, erzählt historische Hintergründe, mischt immer wieder mal eine persönliche Geschichte bei. Spätestens, wenn der neue Freund zum Kaffee nach Hause einlädt, schlägt das Herz des Reisenden höher – einen ECHTEN einheimischen Freund finden, wie verlockend!

Das gefällt auch uns nicht schlecht. Dummerweise fällt dem neuen Freund fürs Leben am Ende eines schönen Nachmittags dann doch noch ein, dass sich der Onkel mit der Edelsteinschleiferei/ der teppichknüpfende Bruder/die Tante mit dem Souvenirladen ganz arg über einen Besuch freuen würde. Und schon steigt der Druck. Nach all dem Einsatz! Der Besuch zu Hause, die neue Freundschaft! Außerdem gehört Ahmed als Moslem in seinem eigenen Land zu einer unterdrückten Minderheit, wie er wiederholt einfließen lässt. Wer wollte da schon pienzig sein ...


 
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